Celle (Niedersachsen): Juwelier, der zwei Räuber erschossen hat, wollte seine Frau retten
Anfang der Woche hat ein Juwelier in Celle in Niedersachsen zwei bewaffnete Räuber erschossen, die seinen Juwelierladen überfielen. Nun verrät er, dass er seine Frau schützen musste.
Einer der Räuber starb noch im Geschäft. Der Zweite wurde schwer verwundet und starb später im Krankenhaus. Der 72-jährige Juwelier Bernd H. hat gegenüber BILD über den schrecklichen Vorfall gesprochen.
Beamte vor dem Juweliergeschäft, Celle, 2020 | Quelle: Getty Images
"Es tut mir alles unendlich leid. Aber ich musste meine Frau retten."
Die "Bild"-Zeitung traf sich mit dem Juwelier im Büro seines Anwalts. Er schilderte den Vorfall und wie es zu den tödlichen Schüssen kam. Nach Angaben des Mannes habe einer der Räuber seine Frau Karin (72) ergriffen und gewürgt.
Am Nachmittag des schicksalhaften Tages waren die Männer in den Juwelierladen gekommen. Einer der Beiden soll in einem Rollstuhl gesessen haben. Auffällig war, dass er Sonnenbrille, Mundschutz und Handschuhe trug.
Beamte vor dem Juweliergeschäft, Celle, 2020 | Quelle: Getty Images
Sein Komplize soll kurz darauf den Rollstuhl mit Schwung gegen die Theke gestoßen haben, woraufhin der Mann aus dem Rollstuhl über eben jene gesprungen wäre, um die Ladenbesitzerin zu ergreifen.
ER SCHOSS AUF BEIDE TÄTER
Ihr Mann, Bernd H., griff zu seiner Waffe, einem 38er Revolver. Er schoss dem Mann in den Kopf, als dieser seine Frau würgte. Der zweite Täter zog daraufhin eine Pistole und der Juwelier reagierte einfach und schoss auch auf ihn. Er traf ihn in die Brust. Er sagte:
"Ich hatte eine Heidenangst, dass sie meine Frau töten! [...] Ich habe nur reagiert, schoss."
Beamter sucht nach Spuren an der Außenfassade des Juweliers, Celle, 2020 | Quelle: Getty Images
Beide sollen kurz danach noch geatmet haben. Sie riefen den Notarzt und die Polizei.
Das Ehepaar betreibt den Laden seit 25 Jahren. Seit 50 Jahren jedoch arbeiten sie schon mit Antiquitäten und Gold. Es ist nicht das erste Mal, dass sie sich einem Überfall oder einem Einbruch gegenübersehen. Deshalb besorgte Bernd H. sich vor 20 Jahren eine Schusswaffe - ganz legal, denn er hat eine Waffenbesitzkarte für diese. Er sagte:
"Es tut mir alles unendlich leid. Aber ich musste meine Frau retten."
STAATSANWALTSCHAFT ERMITTELT
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun, inwieweit die Handlung des Ladenbesitzers gerechtfertigt war. Es soll wegen Verdacht des Totschlags ermittelt werden, heißt es weiter. Man hat die Waffe beschlagnahmt und der Laden soll vorerst geschlossen bleiben.
Man konnte zumindest einen der zwei Täter mittlerweile identifizieren. Es handelt sich um einen 35-jährigen Deutschen.
Der Juwelier bedauert den Tod der Männer sehr und das Ganze hat ihn schwer getroffen. Seine Frau versuchte ihn zu trösten und sagte:
"Mach dir keine Vorwürfe. Ich liebe dich. Du hast mein Leben gerettet – und deins auch."
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