
„Wahre Großzügigkeit kennt keine Grenzen“: Obdachloser spendete 200 Euro für wohltätige Zwecke in Stuttgart
Kurz vor dem Weihnachtsfest sorgte eine ungewöhnliche Geste in Stuttgart für Aufmerksamkeit. Ein Mann, der selbst kaum Mittel zur Verfügung hat, entschied sich dazu, anderen Menschen in einer schwierigen Lebenslage zu helfen.
Was diese Unterstützung besonders macht, ist der Weg, auf dem das Geld zusammenkam. Erst später wurde bekannt, wie viel Mühe und persönlicher Einsatz hinter der Spende steckten und wem sie zugutekommen sollte.

Junger obdachloser Junge mit einem Kartonhaus | Quelle: Getty Images
Ein obdachloser Mann aus Stuttgart spendete 200 Euro für alleinerziehende Mütter in Not. Das Geld hatte er sich durch das Sammeln von Pfandflaschen erarbeitet. Mit seiner Spende wollte er Familien helfen, die besonders vor den Feiertagen Unterstützung benötigen.
Der Mann nennt sich selbst „Schwalbe“ und wollte anonym bleiben. In einem handgeschriebenen Brief wandte er sich an den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF). Darin äußerte er den Wunsch, dass das Geld alleinerziehenden Müttern zugutekommen solle, „damit sie ein schönes Fest haben“.
Die Spende wurde von Schwester Nicola Maria aus dem Citypastoral des Hauses der Katholischen Kirche entgegengenommen. Gemeinsam mit Vertreterinnen des Sozialdienstes katholischer Frauen und des Paulusstifts wurde die Geste mit großer Dankbarkeit aufgenommen. Für die Beteiligten war die Hilfe ein besonderes Zeichen menschlicher Solidarität.
Schwester Nicola Maria fasste ihre Eindrücke mit klaren Worten zusammen. „Diese Geste berührt uns tief und zeigt, dass wahre Großzügigkeit keine Grenzen kennt – gerade weil er selbst kaum etwas hat.“ Die Aussage verdeutlicht, warum der Fall viele Menschen bewegte.
Das gespendete Geld kam einer bedürftigen Mutter im Stuttgarter Osten zugute. Sie lebt in schwierigen Verhältnissen und erhält bislang weder Kindergeld noch eine Geburtsurkunde für ihr Kind. Der Vater erkennt die Vaterschaft nicht an, was die Situation zusätzlich erschwert.
Für diese Mutter kam die Unterstützung genau zur richtigen Zeit. Die Spende ermöglichte es, zumindest einen Teil der finanziellen Sorgen zu lindern. Besonders in der Vorweihnachtszeit bedeutete dies eine spürbare Entlastung.
Auch beim Sozialdienst katholischer Frauen hinterließ die Aktion einen bleibenden Eindruck. Svenja Gruß, Vorständin des SkF, erklärte: „Die Spende macht uns sprachlos und dankbar.“ Sie kenne „Schwalbe“ persönlich und beschrieb ihn als Mann, der bei gutem Wetter im mittleren Schlossgarten auf einem Mäuerchen sitze und Bücher lese.
Das Geld für die Spende hatte der Obdachlose mühsam gesammelt. Um auf 200 Euro zu kommen, wären rechnerisch etwa 2500 Pfandflaschen mit einem Pfandwert von acht Cent nötig. Diese Zahl verdeutlicht den Aufwand, der hinter der Unterstützung stand.
„Schwalbe“ selbst erklärte gegenüber dem SWR, dass er überzeugter Christ sei. Die 200 Euro bezeichnete er als sein Geschenk an Gott, da Jesus in der kommenden Woche Geburtstag habe. Seine Motivation war dabei eng mit seinem Glauben verbunden.
Gleichzeitig formulierte er eine klare gesellschaftliche Botschaft. „Die einen haben zu viel, die anderen zu wenig – eigentlich wäre genug für alle da, wenn es besser verteilt wäre.“ Mit diesen Worten machte er auf soziale Ungleichheit aufmerksam.
Der Fall zeigt, dass Hilfsbereitschaft nicht vom eigenen Besitz abhängt. Gerade Menschen, die selbst in Not leben, können ein starkes Zeichen für Mitgefühl setzen. Die Spende aus Stuttgart wurde deshalb weit über die Stadt hinaus wahrgenommen.
Für die beteiligten Organisationen ist die Geste ein Beispiel dafür, wie wichtig Aufmerksamkeit für soziale Probleme bleibt. Sie verdeutlicht, dass Hilfe manchmal aus unerwarteter Richtung kommt. In der Vorweihnachtszeit wurde diese Spende so zu einem besonderen Symbol der Menschlichkeit.
