
Gina H.s Anwalt gibt ein kurzes Interview: Bestreitet die Hauptverdächtige im Fall Fabian ihre Beteiligung?
Im Fall des getöteten achtjährigen Fabian aus Güstrow gibt es eine neue Entwicklung. Die seit Anfang November in Untersuchungshaft sitzende Tatverdächtige lässt ihre aktuelle Haft überprüfen. Ihr Verteidiger hat einen entsprechenden Antrag gestellt, der nun vom Ermittlungsrichter bewertet werden muss.
Die Prüfung wurde beim Amtsgericht Rostock eingereicht. Innerhalb von zwei Wochen nach Eingang des Antrags muss das Gericht entscheiden. Die Haftfrage steht damit erneut im Mittelpunkt der Ermittlungen.
Erst danach äußert sich der Verteidiger öffentlich zu den Details. Rechtsanwalt Andreas Ohm bestätigte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: „Von meiner Seite aus wurde ein Haftprüfungsantrag gestellt.“ Der Antrag sei bereits in der letzten Woche eingereicht worden, ein genauer Zeitpunkt wurde jedoch nicht genannt.
Ohm erklärt, dass er die Beweislage kritisch sehe. Nach seiner Akteneinsicht basierten die Haftgründe ausschließlich auf Indizien. Dazu sagt er wörtlich: „Eigentliche handfeste Beweise sind der Akte nicht zu entnehmen.“

15. Oktober 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Güstrow: Am Rande der Innenstadt hängt ein Banner mit der Aufschrift „Ruhe in Frieden – kleiner Fabian!“. | Quelle: Getty Images
Auch die noch immer fehlende Tatwaffe stellt für ihn ein zentrales Argument dar. Ohm verweist darauf, dass trotz laufender Ermittlungen kein mutmaßliches Tatwerkzeug sichergestellt wurde. Dies schwäche seiner Ansicht nach die Grundlage der Untersuchungshaft.
Zu weiteren persönlichen Details seiner Mandantin äußert er sich nicht. Er betont jedoch: „Sie hatte als Zeugin die Tat abgestritten, und als Beschuldigte äußert sie sich erst mal nicht weiter zur Sache.“ Damit verweist er darauf, dass Gina H. bereits früh jede Beteiligung verneint hat und sich seither auf ihr Aussageverweigerungsrecht beruft.
Die Entscheidung über die mögliche Freilassung trifft das Gericht. Ohm selbst erklärt dazu: „Letztlich obliegt diese Einschätzung ja dem Gericht.“ Dass die Prüfung jedoch stattfindet, zeigt, dass die Verteidigung die Indizienlage für unzureichend hält.
Die Ermittlungen laufen derweil weiter. Gina H. wurde am 6. November unter dringendem Mordverdacht in einem Dorf nahe Güstrow festgenommen; ihr Fahrzeug wurde sichergestellt. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten zuvor öffentlich nach Hinweisen zu einem Auto einer Frau gesucht.
Der Junge verschwand am 10. Oktober und wurde vier Tage später an einem Tümpel südlich von Güstrow gefunden — diese Fakten sind in allen Berichten von RTL, dpa und Tagesspiegel übereinstimmend dokumentiert. Die Rolle der Beschuldigten bleibt weiter Gegenstand intensiver polizeilicher Ermittlungen.
Mit der Haftprüfung rückt nun erneut die Frage in den Fokus, ob die vorliegenden Indizien ausreichen, um die Untersuchungshaft aufrechtzuerhalten. Sollte der Antrag Erfolg haben, könnte Gina H. vorerst freikommen. Sollte das Gericht anders entscheiden, bleibt sie weiter in U-Haft, während die Ermittlungen zu Tatzeit, Motiv und Beweislage fortgesetzt werden.
Wie vorher berichtet:
Die Ermittlungen im Fall des getöteten achtjährigen Fabian aus Güstrow haben einen neuen, entscheidenden Punkt erreicht. Wochenlang suchten Polizei und Staatsanwaltschaft nach dem Täter – nun sitzt eine Frau unter Mordverdacht in Haft. Sie ist dieselbe Person, die Mitte Oktober die Leiche des Jungen entdeckt hatte.
Die Festnahme sorgte in der Region für Fassungslosigkeit. Denn die Verdächtige war in den Wochen zuvor öffentlich als Zeugin aufgetreten und hatte in einem Interview über den schockierenden Moment gesprochen, als sie den toten Fabian fand. Jetzt steht sie im Mittelpunkt des Verfahrens.

Polizei | Quelle: Getty Images
Festnahme nach großangelegter Durchsuchung
Wie der NDR berichtet, durchsuchten Ermittler am Donnerstag mehrere Objekte in Reimershagen und im benachbarten Rum Kogel (Landkreis Rostock). Rund 120 Einsatzkräfte, darunter Beamte des Landeskriminalamts und der Bereitschaftspolizei, waren im Einsatz. Ein Auto wurde beschlagnahmt und zur kriminaltechnischen Untersuchung gebracht.
Laut Oberstaatsanwalt Harald Nowack wurde dabei „gegen eine Verdächtige ein Haftbefehl vollstreckt“. Die Frau wurde festgenommen und am Freitag erstmals vernommen. Ob sie sich zur Tat äußerte, ist nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft betonte, dass die Ermittlungen weiterliefen und man sich zu den Hintergründen aktuell nicht äußern könne.
Güstrows Bürgermeister Sascha Zimmermann erklärte schriftlich:
„Ich bin dankbar, dass die Ermittlungsbehörden intensiv und akribisch arbeiten. Die Familie von Fabian und die Barlachstadt Güstrow sowie die Region brauchen Gewissheit.“
Sie war die Finderin von Fabians Leiche
Bereits am 17. Oktober hatte BILD berichtet, dass die festgenommene Frau die Leiche des Kindes entdeckt hatte. Die damals 29-Jährige war die Ex-Freundin von Fabians Vater. Nach eigenen Angaben war sie mit einer Freundin und deren Hunden im Wald bei Klein Upahl spazieren, etwa 15 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt.
Sie sagte gegenüber BILD:
„Ich war mit meiner Freundin, weil es ihr nicht gut ging, im Wald spazieren.“
Dort sei sie auf den toten Fabian gestoßen. Am selben Tag wurde sie von der Polizei befragt und bis in die Nacht hinein auf der Dienststelle in Rostock vernommen. Am folgenden Tag sei sie erneut zur Kriminalpolizei in Güstrow gegangen, um auszusagen.

06. November 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Güstrow: Eine Tatverdächtige ist vor ihrem Wohnhaus zu sehen. Fast vier Wochen nach dem gewaltsamen Tod des achtjährigen Fabian aus Güstrow wurde gegen eine Frau wegen dringenden Mordverdachts Haftbefehl erlassen. | Quelle: Getty Images
„Fabian war wie ein eigenes Kind für mich“
Im Interview mit BILD erzählte sie weiter:
„Fabian war wie ein eigenes Kind für mich. Ich war vier Jahre lang seine Ziehmama sozusagen. Ich habe ihn geliebt wie mein eigenes Kind. Dieses Bild, wie er da lag, werde ich nie mehr los … Er sah schlimm aus.“
Sie betonte mehrfach, sie habe mit dem Tod des Jungen nichts zu tun:
„Ich wollte da wirklich nur spazierengehen.“„Damit muss ich erst mal fertig werden – das ist ein Schock.“
Nach eigenen Angaben habe sie ihr Handy und ihr Auto der Polizei freiwillig überlassen:
„Mein Auto wurde untersucht, ich hab alles freiwillig gemacht und kooperiert. Das würde ich wohl nicht machen, wenn ich etwas damit zu tun hätte.“
Zum Zeitpunkt des Interviews wurde sie von der Staatsanwaltschaft noch „nur als Zeugin und nicht als Verdächtige“ geführt.

06. November 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Güstrow: Eine Tatverdächtige (Mitte links) verlässt in Begleitung von Polizeibeamten ihre Wohnung. | Quelle: Getty Images
Umfangreiche Ermittlungen und Zeugenaufruf
Die Ermittler haben seitdem ununterbrochen Spuren ausgewertet. Wie der NDR berichtet, lagen die Schwerpunkte zuletzt in Reimershagen – dort, wo auch jetzt die Durchsuchungen stattfanden. Bereits im Oktober hatten die Beamten dort nach Hinweisen gesucht, nachdem sich laut Polizei fünf Personen in unmittelbarer Nähe des Fundortes der Leiche aufgehalten haben sollen.
Am Mittwoch zuvor war der Fall in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ vorgestellt worden. Die Ermittler hatten darin neue Informationen veröffentlicht und einen Zeugenaufruf gestartet. Oberstaatsanwalt Nowack erklärte, dass dabei 33 Hinweise eingegangen seien, die derzeit geprüft werden.
Er betonte jedoch, dass die Durchsuchungen und die Festnahme „nichts mit der Fernsehsendung zu tun“ hätten.

06. November 2025, Mecklenburg-Vorpommern, Rostock: Harald Nowack, leitender Staatsanwalt und Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Rostock, informiert vier Wochen nach dem gewaltsamen Tod des achtjährigen Fabian aus Güstrow auf einer Pressekonferenz über neue Ermittlungsergebnisse. | Quelle: Getty Images
Die offene Frage nach dem Motiv
Die Hintergründe der Tat bleiben weiterhin unklar. Fabian war am 10. Oktober verschwunden, vier Tage später wurde seine Leiche an einem Teich bei Klein Upahl gefunden. Nach Angaben der Ermittler wurde der Junge wahrscheinlich am selben Tag getötet. Zwischen 10.50 Uhr und 15 Uhr soll sich die Tat ereignet haben. Der Leichnam war offenbar angezündet worden, um Spuren zu verwischen.
Ob die jetzt festgenommene Frau in direktem Zusammenhang mit der Tat steht, prüfen Polizei und Staatsanwaltschaft noch. Oberstaatsanwalt Nowack und die Ermittler äußern sich bislang nicht zum Tatmotiv.
Die Region steht weiter unter Schock. Viele Menschen, die in Güstrow Kerzen und Blumen niedergelegt hatten, können kaum glauben, dass ausgerechnet die Frau, die sich öffentlich betroffen zeigte, nun unter Mordverdacht steht.
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