
Vater verklagt Schule in Nordrhein-Westfalen, nachdem seine Tochter nicht von einer Klassenfahrt zurückgekehrt ist
Der Tod der 13-jährigen Emily aus Mönchengladbach beschäftigt Nordrhein-Westfalen bis heute. Im Sommer 2019 starb das Mädchen während einer Klassenfahrt in London an den Folgen ihrer Diabetes-Erkrankung. Für ihren Vater Kay Schierwagen ist der Verlust bis heute allgegenwärtig.
Sechs Jahre nach dem Tod seiner Tochter geht er nun auch zivilrechtlich gegen das Land Nordrhein-Westfalen vor. Er fordert Schmerzensgeld und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Verantwortungsträger.
Emily war Typ-1-Diabetikerin und nahm im Juni 2019 an einer Klassenfahrt nach London teil. Dort verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand dramatisch. Sie wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo sie schließlich starb. Später stellte sich heraus, dass die notwendige medizinische Betreuung nicht rechtzeitig erfolgt war. Für Kay Schierwagen ist klar: Seine Tochter hätte gerettet werden können, wenn die Aufsichtspflicht ernst genommen worden wäre.
In einem Strafverfahren wurden zwei begleitende Lehrerinnen bereits verurteilt. Das Landgericht Mönchengladbach sprach sie wegen fahrlässiger Tötung schuldig und verhängte Geldstrafen. Der Bundesgerichtshof bestätigte die Urteile, sie sind damit rechtskräftig. Dennoch sieht Schierwagen die Verantwortung nicht nur bei einzelnen Lehrkräften, sondern auch beim Land Nordrhein-Westfalen als Dienstherrn.
Deshalb hat der Vater Klage gegen das Land eingereicht, vertreten durch die Bezirksregierung Düsseldorf. Er fordert Schmerzensgeld und macht geltend, dass er durch den Tod seiner Tochter schwerste seelische Schäden erlitten habe. Das Geld soll nicht ihm persönlich zugutekommen, sondern vollständig in eine von ihm gegründete Diabetes-Stiftung fließen. Mit dieser Stiftung möchte er über die Krankheit aufklären und anderen betroffenen Kindern helfen.
Der Auftakt der Zivilverhandlung ist für den 4. Februar 2026 am Landgericht Düsseldorf angesetzt. Für Schierwagen ist dieser Schritt auch eine Frage der Anerkennung. Nach eigenen Angaben habe er bis heute weder von der Schule noch vom Land eine Entschuldigung erhalten. Gerade dieses Schweigen habe ihn dazu bewogen, den Rechtsweg zu beschreiten.
Das Land Nordrhein-Westfalen weist die Ansprüche zurück. In der Klageerwiderung argumentiert es, mögliche Ansprüche seien verjährt, da der Vater spätestens im Jahr 2020 über alle relevanten Informationen verfügt habe. Zudem wird das Näheverhältnis zwischen Vater und Tochter in Zweifel gezogen, ebenso die Intensität der gesundheitlichen Folgen für ihn. Ein rechtlicher Anspruch auf Schmerzensgeld bestehe daher nicht.
Diese Argumentation hat Schierwagen tief getroffen. Er sagt, er leide seit dem Tod seiner Tochter an schweren Depressionen. Die Reaktion des Landes beschreibt er als „richtige Klatsche“, die ihn wütend und zugleich unendlich traurig gemacht habe. Als Zeichen des Protests und der Erinnerung plant er am 9. Dezember eine Mahnwache, zu der rund 50 Menschen erwartet werden. Ziel sei es, die Verantwortlichen wachzurütteln und auf das aus seiner Sicht bestehende Behördenversagen hinzuweisen.
Der Fall sorgt auch über den Gerichtssaal hinaus für große Anteilnahme. In sozialen Netzwerken wird der Vater vielfach unterstützt. Viele Menschen zeigen Verständnis für seinen Kampf um Anerkennung und Verantwortung. Ein Kommentar bringt diese Haltung deutlich zum Ausdruck:
„Richtig so! Die Lehrer hatten die absolute Verantwortung und haben nicht richtig gehandelt! Emilys Vater hat durch das Urteil leider nicht seine Tochter zurück aber zumindest hat er ein bisschen Ruhe und Gewissheit. Wünsche dem Vater weiterhin viel Kraft ♥️“
Andere reagieren stiller, aber nicht weniger betroffen. Unter den Beiträgen findet sich auch die schlichte, aber eindringliche Reaktion:„Das ist sehr traurig.“
Der Fall Emily zeigt, wie tief ein solcher Verlust Familien prägt – und wie lange der Weg zur juristischen und persönlichen Aufarbeitung sein kann. Für Kay Schierwagen geht es nicht um Geld, sondern um Verantwortung, Erinnerung und die Hoffnung, dass aus dem Tod seiner Tochter zumindest ein größeres Bewusstsein für den Umgang mit chronisch kranken Kindern entsteht.
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