
Experten äußern sich zu "Brainrot" und seinen möglichen Langzeitfolgen
Während die Inhalte immer mundgerechter werden und KI-generierter "Slop" unsere Algorithmen dominiert, wächst die Sorge, dass dieser große Umschwung beim Konsum sozialer Medien unser Gehirn beeinflussen könnte. Es ist jedoch noch nicht zu spät, die Kontrolle zu übernehmen.
Brainrot-Inhalte (Deutsch: Gehirnfäule) haben einen beträchtlichen Teil der sozialen Medien auf fast allen Plattformen übernommen. Es wird vermutet, dass diese minderwertigen, unsinnigen Videos und Memes bei Konsum über einen längeren Zeitraum die Gehirnfunktion beeinträchtigen und haben unter Experten Diskussionen über den Wahrheitsgehalt dieser Behauptungen ausgelöst.

Eine Frau scrollt auf ihrem Handy | Quelle: Getty Images
Was ist Brainrot?
Wie bereits erwähnt bezieht sich Brainrot auf minderwertige Inhalte, die die kognitive Funktion beeinträchtigen könnten - meist handelt es sich dabei um unsinnigen, seltsamen oder übermäßig stimulierenden Content.
"[Brainrot ist keine] echte medizinische Diagnose", sagt Dr. med. Gary Small, Inhaber des Lehrstuhls für Psychiatrie am Hackensack University Medical Center in Hackensack, New Jersey, und Autor des Buchs "The Memory Bible".
"Der Begriff bezieht sich auf den geistigen oder kognitiven Verfall, der auftritt, wenn man online zu viele unterfordernde oder triviale Inhalte konsumiert", erklärt Dr. Small. Susan Lotkowski, Doctor of Osteopathic Medicine und Neurologin bei Inspira Medical Group Neurology Mullica Hill, stimmt dem zu.
"Brainrot bezieht sich auf die negativen Auswirkungen von zu vielen oberflächlichen, sich wiederholenden oder übermäßig stimulierenden Online-Inhalten", so Dr. Lotkowski. "Diese Auswirkungen zeigen, dass wir uns berechtigte Sorgen darüber machen, wie der digitale Konsum die Gesundheit unseres Gehirns beeinflusst."
Warum wächst die Besorgnis über Brainrot?
Es kann sein, dass du dir stundenlang Inhalte ansiehst, aber anstatt dich erfrischt oder angeregt zu fühlen, bist du am Ende geistig ausgelaugt und kannst dich nicht konzentrieren. Forscherinnen und Forscher haben diese Erfahrung mit Dopamin in Verbindung gebracht - dem "Wohlfühlhormon" des Gehirns.
Das Scrollen durch die sozialen Medien kann den Dopaminspiegel in die Höhe treiben. Auch wenn es sich zunächst gut anfühlt, kann eine Überstimulation durch langes Scrollen das Gehirn erschöpfen und zu chronischem Stress führen.
"Die Algorithmen der Online-Plattformen sind darauf ausgerichtet, uns aktiv und engagiert zu halten, so dass das Gehirn bei jedem 'Like', 'Share' oder lustigen Video kurze Dopaminschübe losschickt", erklärt Dr. Lotkowski. "Mit der Zeit kann diese Form der ständigen Stimulation die kognitive Gesundheit beeinträchtigen."

Eine deprimiert aussehende Frau, die auf dem Boden neben ihrem Bett sitzt | Quelle: Getty Images
Was sind die Auswirkungen des Konsums von Brainrot-Content?
Sich träge und geistig erschöpft zu fühlen, nachdem man eine ganze Weile beim Doomscrolling verbracht hat, ist nicht die einzige negative Auswirkung von Brainrot. Forscherinnen und Forscher vermuten, dass es mehrere langfristige Folgen gibt, wie z. B:
- Eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne
- Geistige Müdigkeit
- Gedächtnisprobleme
- Erhöhte Ängstlichkeit oder Stress
- Schwierigkeiten beim Lösen von Problemen
- Vermindertes kritisches Denken
- Soziale Isolation

Eine Frau, die im Bett auf ihrem Handy scrollt | Quelle: Getty Images
Brainrot kann Menschen jeden Alters betreffen. "Jeder der 5 Milliarden Menschen, die in den sozialen Medien aktiv sind, kann es mit Brainrot zu tun bekommen", sagt Dr. Small. Mädchen im Teenageralter sind die mit Abstand am umfassendsten vertretene Gruppe in den sozialen Medien und verbringen durchschnittlich drei Stunden täglich online.
"Das ist Zeit, die nicht mehr für andere, kognitiv bereichernde Aktivitäten zur Verfügung steht", fügt er hinzu. "[Sie könnten] lesen, einem Hobby nachgehen oder mit Freunden zusammen sein." Es gibt zahlreiche gesundheitsfördernde Aktivitäten, die das Gehirn schärfen und fordern können.
"Aber wenn man nur durch die sozialen Medien scrollt, wird das Gehirn nicht trainiert. Es bleibt passiv", bemerkt Dr. Small. "Das schadet dem Gehirn nicht unbedingt, aber es hilft auch nicht, es zu stärken."

Eine Frau, die auf ihrem Bett liegt | Quelle: Getty Images
Wie man Brainrot vermeidet oder bekämpft
Man kann den sozialen Medien nicht entkommen - die Welt dreht sich im Wesentlichen um sie und die Technologie, mit der wir sie konsumieren. Doch wenn du Brainrot vermeiden oder bekämpfen willst, sobald du die ersten Anzeichen bemerkst, findest du hier ein paar Tipps:
- W#hle die Inhalte, die du konsumierst bewusst aus: Sieh dir die Accounts, denen du folgst oder mit denen du online interagierst, genau an und überprüfe, ob sie sinnvolle, erbauliche und lehrreiche Inhalte produzieren. Behalte diese bei und entferne alle, die Negativität fördern, Fehlinformationen verbreiten oder sich übermäßig auf Clickbait stützen.
- Schränke deine Bildschirmzeit ein: Schau dir Apps an, die dir helfen können, deine Bildschirmzeit zu begrenzen und zu verwalten.
- Beschäftige dich mit Offline-Aktivitäten: Verbringe Zeit mit Freunden, treibe Sport, gehe in den Park, lese ein Buch oder beobachte einfach Leute. Hauptsache, es lenkt deine Aufmerksamkeit vom Bildschirm weg.
- Priorisiere Schlaf: Vor allem vor dem Schlafengehen kann das Scrollen auf deinem Handy deinen Schlafrhythmus stören und zu geistiger Müdigkeit führen. Schaffe dir eine Schlafenszeit-Routine, die die Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen einschränkt, damit sich dein Gehirn erholen und auftanken kann.
Obwohl Brainrot keine medizinische Diagnose ist und nur ein beliebtes Modewort im Internet bleibt, sind die Auswirkungen real und es lohnt sich, sie frühzeitig anzugehen. Wenn du deine Online-Gewohnheiten aktiv beeinflusst, kannst du dadurch eine gesündere, ausgewogenere und produktivere Beziehung zu Technologie aufbauen.
Die Informationen in diesem Artikel stellen keinen Ersatz für professionellen ärztlichen Rat, eine Diagnose oder eine Behandlung dar. Alle Inhalte, inklusive Text und Bildern, die in AmoMama.de enthalten sind oder durch AmoMama.de zugänglich sind, dienen lediglich der allgemeinen Information. AmoMama.de übernimmt keinerlei Verantwortung für jegliche Handlungen, die als Resultat des Lesens dieses Artikels unternommen werden. Bevor Sie sich irgendeiner Behandlung unterziehen, konsultieren Sie ihren medizinischen Leistungsanbieter.