Ich fand ein Mädchen mitten auf einer leeren Straße in der Nacht - als ich näher kam, wurde ich blass
Als eine Mutter in einer nebligen Nacht alleine Auto fährt, sieht sie ein junges Mädchen in einem zerschlissenen Kleid, schweigsam und vertraut. Als sie näher kommt, bemerkt sie, dass die Augen des Mädchens Geheimnisse bergen, die besser verborgen bleiben sollten.
Es war spät und die Nacht fühlte sich dichter an als sonst. Der Nebel legte sich wie eine schwere Decke um das Auto und verschluckte alles, was hinter den Scheinwerfern zu sehen war. Ich blinzelte nach vorne und hielt das Lenkrad fester als sonst.
Fahrt durch den Nebel | Quelle: Pexels
"Komm einfach nach Hause", murmelte ich und rieb mir die müden Augen. Es war ein langer Arbeitstag gewesen und ich wollte nur noch in mein Bett.
Ich hasste diese Straße. Ich hatte sie schon immer gehasst. Normalerweise nahm ich die Hauptstraße, aber heute Abend hatte ich gedacht: Nur eine kleine Abkürzung. Das würde mir Zeit sparen.
Eine Frau fährt durch den Nebel | Quelle: Midjourney
Dann fiel mir etwas ins Auge. Ein Schatten, genau in der Mitte der Straße. Mit klopfendem Herzen trat ich auf die Bremse und starrte ihn an. Die Gestalt war kaum zu erkennen, nur ein Umriss im Nebel.
"Bitte, es muss ein Baum oder ein Briefkasten sein", flüsterte ich, obwohl ich wusste, dass es keiner war. Als ich mich langsam vorwärts bewegte, sah ich, dass der Schatten ein Mädchen war. Sie war dünn, und ihr weißes Kleid schien in Fetzen an ihr zu kleben.
Ein Mädchen auf einer feigen Straße | Quelle: Midjourney
Ich spürte, wie mir instinktiv ein Schauer über den Rücken kroch. Alles in mir schrie danach, mich umzudrehen, um von dort wegzukommen. Aber etwas Stärkeres hielt mich auf meinem Platz fest.
Ich kurbelte das Fenster einen Spalt weit herunter, meine Stimme zitterte. "Geht es dir gut?"
Langsam öffnete ich die Tür und stieg aus, die Taschenlampe in der Hand. Ich richtete sie auf ihr Gesicht, und der Lichtstrahl erfasste zum ersten Mal ihre Gesichtszüge. Ich keuchte und stolperte zurück. Ich kannte dieses Gesicht. Die blasse Haut, die großen Augen, der leicht geöffnete Mund, der mich verwirrte.
Eine Frau, die aus ihrem Auto aussteigt | Quelle: Midjourney
"Emily?" Meine Stimme war kaum ein Flüstern, aber sie schien mich zu hören. Sie schaute auf, ihre Augen waren leer und weit aufgerissen.
"Mami?" Ihre Stimme war leise, kaum hörbar.
Schock und Erleichterung überkamen mich. Sie war es. Meine Emily, meine Tochter, die seit fünf Jahren verschwunden war. Sie war spurlos verschwunden, ohne ein Anzeichen dafür, wohin sie gegangen war oder wer sie entführt haben könnte. Die Polizei und die Suchtrupps hatten alle nichts gefunden.
Ein Suchtrupp auf dem Weg durch den Wald | Quelle: Pexels
"Emily, oh mein Gott... du bist es wirklich", stammelte ich und trat einen Schritt näher. "Wo bist du gewesen? Bist du verletzt?"
Sie blinzelte, ihr Gesicht war leer. "Ich... weiß es nicht", murmelte sie. Ihre Stimme klang leise. Als ob sie seit Jahren nicht mehr benutzt worden wäre.
Ich schluckte, meine Gedanken rasten. Ein Trauma, vielleicht. Man hatte mich gewarnt, dass sie sich vielleicht nicht mehr erinnern würde, wenn wir sie finden würden, weil Kinder Dinge verdrängen können, die zu schmerzhaft sind.
Ein schüchternes Mädchen schaut nach unten | Quelle: Midjourney
Mit rasendem Herzen kniete ich mich vor sie. "Es ist alles gut, Schatz. Ich bin's. Ich bin's, Mama. Wir gehen jetzt nach Hause, okay?" Meine Hand zitterte, als ich die Hand ausstreckte.
Ich wickelte meinen Mantel um ihre Schultern und spürte ihre eisige Haut durch den Stoff. "Komm, wir bringen dich hier raus", sagte ich und führte sie zum Auto. Sie saß schweigend auf dem Beifahrersitz und starrte aus dem Fenster, mit distanziertem Blick.
Eine Frau, die ihre Tochter umarmt | Quelle: Midjourney
Die Fahrt nach Hause verlief ruhig, ihr Blick verließ nie die neblige Dunkelheit draußen. Ich schaute zu ihr hinüber und versuchte, ihr Gesicht zu erkennen, aber da war nichts, nur ein leerer Blick, als wäre sie ganz woanders.
"Emily", versuchte ich vorsichtig, "erinnerst du dich an etwas? An irgendetwas?"
Sie schaute mich nicht an. "Ein Zimmer. Es war ... dunkel. Und... da war jemand. Glaube ich. Ich glaube, er hat Essen gebracht, aber... ich erinnere mich nicht an sein Gesicht."
Ein trauriges Mädchen auf dem Rücksitz des Autos | Quelle: Midjourney
Meine Kehle schnürte sich zu. "Ist schon gut, Schatz. Du bist jetzt in Sicherheit. Wir gehen nach Hause."
Sie antwortete nicht, sondern starrte in den Nebel, als wir die dunkle Straße hinter uns ließen.
Als wir in die Einfahrt fuhren, spürte ich einen Stich der Erleichterung. Das vertraute Licht auf der Veranda, der Anblick des Hauses, alles war sicher. Doch als ich die Tür öffnete und sie hineinführte, überkam mich ein neues Unbehagen.
Ein Haus bei Nacht | Quelle: Pexels
Emily saß steif auf der Couch und sah sich um, als würde sie nichts wiedererkennen. Ihre Bewegungen waren langsam, fast roboterhaft.
"Erinnerst du dich... an diesen Ort?" fragte ich.
Sie zuckte mit den Schultern, ihre Augen waren leer. "Ich glaube schon."
Ihre Stimme war so flach, so leer. Ich setzte mich neben sie und streckte die Hand aus, hielt aber inne, weil ich nicht wusste, ob sie Trost oder Abstand wollte.
Eine Frau im Gespräch mit ihrer Mutter | Quelle: Midjourney
"Mama", flüsterte sie, ihre Stimme war kaum zu hören, "mir ist... kalt."
Ich wickelte eine Decke um sie und saß da und beobachtete sie, unsicher, was ich tun oder sagen sollte.
Später am Abend rief ich die Polizei. Die Beamten kamen schnell und versuchten, Emily zu befragen, aber sie machte völlig dicht und zog sich tief in sich selbst zurück. Die Beamten erklärten, dass Kinder traumatische Erinnerungen oft verdrängen, und wir vereinbarten, in Kontakt zu bleiben, falls sie sich doch an etwas erinnern sollte.
Eine Frau im Gespräch mit einem Polizeibeamten | Quelle: Midjourney
Die folgenden Tage waren geprägt von stiller Anspannung. Emily sprach kaum, beantwortete meine Fragen einsilbig und war mit ihrem Blick immer woanders.
Ich hörte ihre Stimme nur, wenn sie ein altes Schlaflied sang, das ich ihr als Baby immer vorgesungen hatte. Ich wusste, dass sie sich daran nicht mehr erinnern konnte, aber ich wollte auch nicht neugierig sein.
Ein Mädchen, das sein Gesicht mit den Händen bedeckt | Quelle: Pexels
Eines Abends fand ich sie auf dem Boden sitzend, umgeben von alten Fotoalben, die ich in einem Schrank aufbewahrt hatte. Sie hatte eines auf ihrem Schoß aufgeschlagen und fuhr mit ihren Fingern über ein Bild von Mark, ihrem Vater. Er war verstorben, als sie noch ein Baby war, so jung, dass sie sich unmöglich an ihn erinnern konnte.
"Mama?", flüsterte sie und legte die Stirn in Falten. "Ich kenne ihn."
Ich spürte ein seltsames Frösteln. "Schatz, das ist dein Vater. Weißt du noch? Ich habe dir von ihm erzählt."
Ein trauriges Mädchen, das sich umarmt | Quelle: Pexels
"Nein", sagte sie mit kaum geflüsterter Stimme. "Ich kenne ihn. Von... dem Ort." Ihre Augen füllten sich mit Verwirrung und sie starrte auf das Bild, als würde sie versuchen, sich einen Reim auf einen Traum zu machen.
Meine Kehle wurde trocken. "Von welchem Ort, Emily?"
Ihre Hände zitterten, und sie schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich nicht... aber er war da."
Eine besorgte Frau im Gespräch mit ihrem verängstigten Kind | Quelle: Midjourney
Meine Gedanken überschlugen sich. Emily konnte Mark nicht gekannt haben. Sie war noch ein Baby, als er starb. Aber jemand, der so aussah wie er... meine Gedanken überschlugen sich. Marks Bruder, Jake.
Er sah Mark so ähnlich, dass sie Zwillinge hätten sein können. Er hatte nach Marks Tod sogar ein paar Mal bei uns übernachtet. Er war dabei gewesen, als ich Emily ihre Schlaflieder vorgesungen habe. Eine Erinnerung an Jake, der in der Tür stand und mir zuhörte, wie ich sie in den Schlaf sang, kam zurück.
Bothers posiert für ein Foto | Quelle: Midjourney
Ich konnte den Gedanken nicht länger ignorieren. Ich musste die Wahrheit wissen.
Am nächsten Morgen fuhr ich zu der alten Familienhütte, einem abgelegenen Ort tief im Wald am Rande der Stadt. Seit Marks Tod war ich nicht mehr dort gewesen.
Nach seinem Tod war die Hütte nur noch eine leere Hülle aus Erinnerungen, die ich nicht ertragen konnte. Und niemand hatte je einen Grund, sie zu besuchen. Die Polizei hatte sie nicht einmal durchsucht, als Emily verschwand; sie hatten angenommen, sie sei verlassen und unwichtig.
Eine Hütte in den Wäldern | Quelle: Pexels
Ich parkte das Auto und stieg aus, während die Stille des Waldes auf mich eindrang. Die Hütte sah genauso aus wie in meiner Erinnerung, nur etwas heruntergekommener. Aber irgendetwas war anders.
Als ich näher kam, sah ich, dass eines der Fenster mit einem Stück schweren Stoff bedeckt war. Ich fühlte eine Welle des Unbehagens. Warum sollte jemand das Fenster abdecken?
Ein Fenster, das mit einem Stofffrieden bedeckt ist | Quelle: Pexels
Die Tür knarrte, als ich sie aufstieß, und eine Welle abgestandener Luft schlug mir entgegen. Über allem lag dicker Staub, bis auf eine schmale Spur, die zu einer Tür im hinteren Bereich führte. Mein Puls beschleunigte sich. Ich folgte der Spur, wobei meine Schuhe den Staub in der stillen Hütte aufwirbelten.
Als ich die Hintertür öffnete, krampfte sich mein Magen zusammen. Es war ein kleiner, schummriger Raum. Und im Gegensatz zum Rest der Hütte war dieser Raum unheimlich sauber. Auf dem Boden lagen ein paar verstreute Spielsachen, verblasst, aber gut geliebt, als ob sie oft benutzt worden wären. Ein Schauer durchlief mich.
Ein schummriger Raum mit einem kleinen Fenster | Quelle: Pexels
Das war der Ort, an dem sie gewesen war.
Mit klopfendem Herzen verließ ich den Raum und griff nach meinem Telefon. Innerhalb weniger Minuten war die Polizei auf dem Weg.
Stunden später saß ich mit Emily im Wohnzimmer, während die Beamten an der Hütte arbeiteten. Sie war still, ihre Finger umklammerten den Rand ihrer Decke. Als ich ihre Hand nahm, sah sie zu mir auf und ihre Augen waren so traurig, dass es mir das Herz brach.
Die Polizei durchsucht eine Hütte im Wald | Quelle: Midjourney
"Mami... Ich erinnere mich jetzt", flüsterte sie mit bebender Stimme. "Ich erinnere mich an den Mann."
Ich schluckte schwer. "Wer war es, mein Schatz?"
Ihre Stimme zitterte. "Es war Onkel Jake. Er... er sah aus wie Daddy, aber anders. Er... er brachte mir Essen, aber er sprach nie. Er saß einfach nur da, vor der Tür. Er... er hat immer dieses Lied gesummt."
Ein trauriges Mädchen | Quelle: Pexels
Die Polizei bestätigte es an diesem Abend. Sie hatten genug Beweise in der Hütte, um ihn zu verhaften. Als sie Jake fanden, gestand er, dass er Emily entführt hatte, um sie zu "beschützen", dass er derjenige sein wollte, auf den sie sich verlassen konnte.
Das war verdreht und krank, und zu wissen, dass er uns all die Jahre so nahe gestanden hatte, verursachte mir eine Gänsehaut.
Ein trauriger Mann, der sein Gesicht mit seinen Händen bedeckt | Quelle: Pexels
Als sie es Emily erzählten, brach sie schluchzend zusammen, als die Last des jahrelangen Schweigens endlich von ihr abfiel. Ich hielt sie fest, schaukelte sie, während sie weinte, und flüsterte ihr immer wieder zu: "Du bist jetzt in Sicherheit. Niemand wird dich je wieder wegnehmen."
In den folgenden Tagen war es ruhig, aber zwischen uns keimte wieder eine gewisse Wärme auf. Emily begann allmählich wieder zu sprechen und summte nachts das alte Schlaflied, als ob sie prüfen wollte, ob es sicher war, es wieder zu hören.
Eine Frau zeichnet mit ihrer Tochter | Quelle: Pexels
Eines Abends, als wir am Fenster saßen, lehnte sie sich an mich und legte ihren Kopf auf meine Schulter. Ich begann das Schlaflied leise zu summen, so wie ich es immer tat, als sie noch klein war. Sie schaute zu mir auf und zum ersten Mal sah ich einen Funken Frieden in ihren Augen.
"Ich hab dich lieb, Mami", flüsterte sie.
Ich hielt sie fest und Tränen liefen mir über die Wangen. "Ich habe dich auch lieb, mein Schatz. Für immer."
Ein Mädchen küsst seine Mutter | Quelle: Freepik
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Dieses Werk basiert auf realen Ereignissen und Menschen, wurde aber aus kreativen Gründen fiktionalisiert. Namen, Charaktere und Details wurden geändert, um die Privatsphäre zu schützen und die Erzählung zu verbessern. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen oder tatsächlichen Ereignissen ist rein zufällig und vom Autor nicht beabsichtigt.
Der Autor und der Verlag erheben keinen Anspruch auf die Richtigkeit der Ereignisse oder die Darstellung der Charaktere und haften nicht für Fehlinterpretationen. Diese Geschichte wird so zur Verfügung gestellt, wie sie ist, und alle Meinungen, die geäußert werden, sind die der Charaktere und spiegeln nicht die Ansichten des Autors oder des Verlags wider.