Mario Adorf ("Apache Gold"): Blick auf das Leben des Schauspielers, 57 Jahre nach dem Film
Mario Adorf gehört zu den wohl berühmtesten Schauspielern unserer Zeit. Seine Karriere umspannt mehr als 70 Jahre. Hier ein Blick auf sein heutiges Leben und seine Erfolge.
Egal ob Jung oder Alt — "Winnetou" ist wohl jedem ein Begriff. Mittlerweile zählen die Filme rund um den Apachen-Häuptling zu den Klassikern der Filmgeschichte. Mario Adorf verkörperte in ihnen den bösen Gegenspieler "Santer". Obwohl die Filme mehr als 50 Jahre zurückliegen, kennen Fans Adorf auch heute noch durch seine unvergleichliche Leistung.
Dass die Winnteou-Filme (Teil 1 bis 3) auch viele Jahre später noch Generationen beeinflusst haben, wusste Adorf schon damals. Besonders der Tod von Winnetous Schwester in den Filmen, verursacht durch Adorfs Charakter, hinterließ lange Zeit einen bleibenden Eindruck bei seinen Fans. 2013 verriet er in einem Interview mit "DLF":
"Das war eine richtige Welle. Das ging über Generationen weiter. Es gibt auch heute noch Menschen, die sagen: ‚Dass Sie Nscho-tschi erschossen haben, das habe ich Ihnen lange nicht oder nie verziehen‘."
Mario Adorf während eines Drehs, Deutschland 1958 | Quelle: Getty Images
Schon längs ist Adorf jedoch nicht mehr nur durch seine Rolle in "Winnetou" bekannt. Seine Schauspielkarriere begann er 1954 und ist mittlerweile international bekannt. An Ruhm kam er unter anderem durch "Nachts, wenn der Teufel kam".
"Ich leide darunter. Ich habe bei einem Propaganda-Werk mitgemacht"
Doch dabei blieb es nicht. Er spielte auch in "Der Schattenmann", "Rosamunde" und "Der Tod trägt schwarzes Leder" mit. 2007 war er Teil des Dokumentarfilms "Winnetou darf nicht sterben". Mittlerweile hat er mehr als 150 Film- und Fernsehproduktionen gedreht. Sein neuestes Werk soll Medienberichten zufolge der TV-Film "Real Fight" sein, der im Juni 2021 erscheinen soll. Obwohl Mario Adorf mittlerweile 90 Jahre alt ist, steht er noch immer vor der Kamera und scheint auch keine Pläne zu haben, aufzuhören.
Mario Adorf, '3Nach9' Talk Show In Bremen, 2019 | Quelle: Getty Images
Die Rolle, die ihm den großen Durchbruch verschafft hat, beschäftigt ihn jedoch auch heute noch. In dem Film "Nachts, wenn der Teufel kam" spielte er den angeblichen Frauen- und Serienmörder Bruno Lüdke.
Einige Wissenschaftler und Kriminologen gehen jedoch nach neueren Erkenntnisen davon aus, dass Lüdke keinen einzigen der Morde begangen haben soll, die er unter Befragung des NS-Regime gestanden hat. Diese Rolle hat Adorf ziemlich mitgenommen. In einem Interview mit der Zeitschrift "Zeit" sprach er darüber, wie sehr ihn dies auch viele Jahre später noch verfolgt hat. Er verriet:
"Ich leide darunter. Ich habe bei einem Propaganda-Werk mitgemacht [...] Ich habe mit meiner Rolle einem Mann das Bild eines Massenmörders verpasst, der keiner war."
Mario Adorf, "Es haette schlimmer kommen koennen", 69. Berlinale Internationale Filmfestspiele Berlin | Quelle: Getty Images
Als Schauspieler habe er dem Mann hinter der Rolle Unrecht getan, glaubt er. Er
"Ich habe als Schauspieler diesem Bruno Lüdke Unrecht getan. Wenn du im Theater eine klassische Rolle falsch anlegst, dann ist das schade, aber es schadet niemandem groß. Aber ich habe einem Menschen, der wirklich gelebt hat, eine monströse Geschichte gegeben, die überhaupt nicht stimmt."
Diese Falschdarstellung würde er gerne wiedergutmachen, er habe Schuldgefühle den Opfern gegenüber, heißt es. Diese Rolle, die ihm im Nachhinein so viel Zweifel bescherte, verhalf ihm zum Weltruhm. Er schaffte es als einer der wenigen deutschen Schauspieler, auch international Erfolg zu erzielen. Einen Lebenstraum konnte er sich 2018 erfüllen, als er im Doku-Drama "Karl Marx - Der deutsche Prophet" in die Rolle des System-Theoretikers schlüpfen durfte.
Mario Adorf posiert mit Auszeichnung bei der Bambi-Verleihung 2016 im Stage Theater am 17. November 2016 in Berlin | Quelle: Getty Images
Mittlerweile ist er jedoch nicht nur als Schauspieler äußerst erfolgreich. Auch als Autor hat er sich einen Namen gemacht. Sein erstes Werk veröffentlichte er 1992 ("Der Mäusetöter"). Darin verarbeitete er seine schwere Kindheit. In jüngeren Jahren versuchte er sich eine Zeit lang auch als Amateur-Boxer. Auch als Maler und bildender Künstler versuchte er sich bereits.
Mittlerweile ist Adorf auf der ganzen Welt Zuhause. Er besitzt unter anderem Wohnungen in St. Tropez und München und er hat schon in Italien, Deutschland und Frankreich gelebt. Er bezeichnete sich selbst als "Europäer", aber nicht als "Weltenbummler".
Er ist mit seiner zweiten Ehefrau Monique Faye verheiratet. Mit seiner ersten Ehefrau, der verstorbenen Schauspielerin Lis Verhoeven, bekam er Tochter Stella Adorf.