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Mondaufgang über einem verwunschenen Wald | Quelle: Shutterstock
Mondaufgang über einem verwunschenen Wald | Quelle: Shutterstock

FIKTION DES TAGES: DER WALD NAHM SIE

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07. Feb. 2025
13:16

Vor zehn Monaten verschwand die hochschwangere Emma während einer Wanderung in den Wäldern. Ihr Mann Jordan hörte nicht auf zu suchen und schwor sich, dass er durch die Hölle gehen würde, um sie und ihr Baby nach Hause zu bringen. Aber eines wusste er nicht - dieser Wald gibt nicht so einfach zurück, was er nimmt... nicht so einfach.

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Die jungen silbernen Schlieren der Dämmerung verschlangen den dichten Wald. Eine schrille Symphonie von zirpenden Grillen erfüllte die kalte Luft und das ferne Heulen von etwas, das der Mensch fürchtete, kam immer näher.

Hinter ihm näherten sich Schritte. Jemand oder... etwas kroch näher, seine Pfoten schlugen auf dem feuchten Waldboden auf. Jordan rannte so schnell, wie ihn seine Beine tragen konnten...

Ein verängstigter Mann läuft nachts durch den Wald | Quelle: Midjourney

Ein verängstigter Mann läuft nachts durch den Wald | Quelle: Midjourney

Ein gezackter Ast hatte sich vorhin durch seinen Oberschenkel gebohrt und eine purpurne Spur hinter ihm hinterlassen. Jeder Schritt war eine Qual, doch er rannte weiter, getrieben von einer Angst, die tiefer als Fleisch und Knochen nagte.

Die Blutung wollte nicht aufhören. Aber er konnte nicht aufhören. Nicht jetzt. Nicht, wenn der unbarmherzige Wald um ihn herum zu atmen schien und etwas Uraltes und Hungriges in ihm aufstieg.

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Mit zunehmender Dämmerung dehnten und verdrehten sich die Schatten, als würden Leben und Tod ein groteskes Spiel der Wiederauferstehung spielen. Irgendetwas war auf der Jagd nach ihm. Etwas, das verstand, dass Überleben mehr als nur ein biologischer Imperativ war.

Jordans Atem ging rasend schnell, und jeder Atemzug war wie ein messerscharfes Messer, das an seiner rauen, brennenden Lunge kratzte. Sein Handy, sein Kompass und seine Karte hatten sich während der Verfolgung gelöst und waren von der Dunkelheit verschluckt worden, genau wie alles andere, das sich zu weit in diesen verbotenen Wald verirrt hatte.

Nachtaufnahme eines unheimlichen Waldes | Quelle: Midjourney

Nachtaufnahme eines unheimlichen Waldes | Quelle: Midjourney

Seine Sicht verschwamm vor Erschöpfung. Tränen und Schweiß vermischten sich zu einer verschwommenen Alptraumlandschaft, die um ihn herum zu pulsieren und sich zu winden schien.

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Seine Hände waren zerkratzt, dünne Rinnsale aus Karmesin zeichneten verschlungene Muster über seine Handflächen und vermischten sich mit dem Schlamm und dem Waldgeröll. Seine Kleidung klebte an seiner schweißgetränkten Haut wie eine zweite Membran, kalt und klamm, während ein eiskalter Wind wie hungrige Zähne an ihm nagte.

Er wagte nicht, sich umzudrehen. Er kam auf ihn zu, doppelt so schnell wie seine müden Beine. Ein Zweifel flackerte in seinem Kopf auf wie eine sterbende Flamme. Dieselbe nagende Frage, die ihn bei lebendigem Leibe zerfraß, seit seine schwangere Frau vor zehn Monaten verschwunden war: Würde sie noch am Leben sein? Würde ich sie finden... und unser Baby?

Rückansicht eines verängstigten Mannes, der nachts durch den Wald rennt | Quelle: Midjourney

Rückansicht eines verängstigten Mannes, der nachts durch den Wald rennt | Quelle: Midjourney

Dann sah er es durch die Bäume hindurch.

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Eine alte Hütte. Sie lag tief im dunklen Schoß des Waldes, wo niemand leben sollte.

Ihre Silhouette war eine zerklüftete Wunde in der Dämmerung, die Fenster starrten wie blinde, leere Augen in die einbrechende Dunkelheit. Es stand wie ein stummer Wächter und barg Geheimnisse, die dunkler waren als die Schatten, die es wie ein Leichentuch umhüllten.

Jordan taumelte vorwärts, seine Lungen krampften bei jedem verzweifelten Atemzug. Seine Muskeln schmerzten vor Schmerz und seine Augen brannten. Aber er hatte keine Wahl. Entweder er riskierte, was auch immer in der Hütte wartete, oder er ließ zu, dass das, was hinter ihm war, ihn einholte.

Eine Hütte im Wald | Quelle: Midjourney

Eine Hütte im Wald | Quelle: Midjourney

Jordan wusste mit erschreckender Klarheit, dass das, was ihn verfolgte, viel schlimmer war als das Grauen, das in den verwitterten Wänden der Hütte lauerte.

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"Wo bist du, Emma?", rief er in die Leere. "Ist... ist unser Baby in Ordnung? Und am Leben?"

Die Erinnerung traf ihn wie ein Hammer, als er seine ramponierten Beine über das trübe Gras schleppte, das von Schlamm und etwas viel Dunklerem glitschig war. Ein weißer Blitz... ein Schrei, der nicht menschlich war, hallte in seinem Kopf wider. Und dann... Stille. Schwer. Gespenstische Stille hüllte ihn ein wie ein Leichentuch.

Vor zehn Monaten...

Emma saß auf der Kante des Autositzes, die Arme über dem weichen Bogen ihres schwangeren Bauches verschränkt. Sie hatte diesen Blick - den Blick, der sagte, dass sie ihm seine Begeisterung nicht abkaufte. In ihren sonst so hoffnungsvollen Augen lag jetzt ein Schatten der Besorgnis, ein mütterlicher Instinkt, der Warnungen flüsterte, die Jordan nicht hören konnte.

Nahaufnahme einer hochschwangeren Frau, die ihren Bauch hält | Quelle: Midjourney

Nahaufnahme einer hochschwangeren Frau, die ihren Bauch hält | Quelle: Midjourney

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"Ich weiß es nicht, Jordan. Es ist nur... so tief im Wald wandern? Ich glaube nicht, dass das sicher ist. Ich verstehe nicht, warum... aber ich fühle mich bei der ganzen Sache ein bisschen unwohl." Ihre Stimme zitterte leicht, jedes Wort war ein leises Flehen.

Er grinste, in der Hoffnung, sie für sich zu gewinnen. Seine Aufregung war ein verzweifelter Versuch, die Schatten ihrer Ängste zu verdrängen. "Komm schon, Em. Es ist eine Teamwanderung. Wir sind nicht allein. Und der Arzt hat gesagt, frische Luft ist gut für dich."

Seine Hand fand ihren Bauch, seine Fingerspitzen strichen über den kleinen Wonneproppen - ihre Zukunft, ihre Hoffnung nach fünf Jahren des Wartens und endlosen Krankenhausbesuchen.

"Gut. Aber wenn ich ausrutsche, gebe ich dir die Schuld!" Ihr Lachen war zerbrechlich und schwankte zwischen Vertrauen und Angst.

Sie hätten nie gehen sollen. Vielleicht hätte Jordan auf seine Frau hören sollen.

Eine ängstliche Frau sitzt im Auto | Quelle: Midjourney

Eine ängstliche Frau sitzt im Auto | Quelle: Midjourney

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Der Schneesturm kam schnell. In einem Moment wanderten sie noch den schneebedeckten Weg entlang, das unberührte Weiß erstreckte sich vor ihnen wie eine endlose Leinwand der Stille. Im nächsten Moment wurden sie von weißem, wirbelndem Schnee und ohrenbetäubendem Wind geblendet, der wie der Schrei einer Todesfee heulte, Stimmen übertönte, Richtungen verwischte und ganze Welten verschluckte.

Emma war hinter ihm gewesen. Er drehte sich um, um nachzusehen. Aber... sie war verschwunden.

"EMMA?!" Jordans Schrei zerriss die gewaltige Symphonie des Sturms. Die Panik schoss wie flüssiges Feuer durch ihn, verbrannte die Vernunft und hinterließ nur noch pure, verzweifelte Angst.

Er kämpfte gegen den Sturm an, jeder Schritt war ein Kampf gegen die unsichtbaren, mörderischen Winde. "Emma? Bitte, irgendjemand, findet meine Frau. Sie... sie ist schwanger... bitte..."

Ein verängstigter Mann steht in einer verschneiten Landschaft | Quelle: Midjourney

Ein verängstigter Mann steht in einer verschneiten Landschaft | Quelle: Midjourney

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Sein Stiefel stieß auf Eis und er rutschte aus. Er stolperte und überschlug sich, und sein Kopf knallte gegen etwas Hartes, ein dumpfes und zugleich scharfes Geräusch, als würde die Hoffnung in eine Million kristalliner Fragmente zerspringen.

Dann wurde es dunkel.

Als er aufwachte, war der Sturm vorbei. Die Stille hing schwer wie ein Leichentuch über der Landschaft. Die anderen fanden ihn - blass, gebrochen und ein Geist des Mannes, der mit seiner hochschwangeren Frau glücklich den Berg betreten hatte.

Sie suchten tagelang nach Emma. Wochenlang. Und lange nachdem die Hoffnung hätte schwinden müssen. Aber Jordans Liebe ließ sie nicht los.

Ein Mann mit gebrochenem Herzen | Quelle: Midjourney

Ein Mann mit gebrochenem Herzen | Quelle: Midjourney

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Sie musste irgendwo da draußen sein - etwas anderes wollte sein Herz nicht akzeptieren. Wie konnte ihr etwas zustoßen, wenn sein Herz noch schlug?

Emma war nicht nur seine Frau. Sie war sein Herzschlag. Sein Atem. Sie und ihr ungeborenes Baby waren sein ganzes Universum. Und Jordan würde jeden Wald, jeden Berg und jeden Zentimeter dieser Welt in Stücke reißen, um sie zurückzubringen.

Die Tage wurden zu Wochen und die Wochen zu Monaten. Sie sagten, was sein Herz sich weigerte, zu akzeptieren. "Nein. Emma ist da draußen und wartet auf mich... mit unserem Baby", protestierte er.

Jedes Wochenende kehrte Jordan in die Wälder zurück, suchte und rief ihren Namen in den Wind. Jede Reise war eine Pilgerfahrt der Trauer, jeder Schritt ein Gebet und jeder Moment ein verzweifeltes Feilschen mit den grausamen Göttern.

Aber er hat sie nie gefunden. Und aufgeben kam nicht in Frage. Nicht für Jordan.

Ein verzweifelter Mann, der im Wald nach jemandem ruft | Quelle: Midjourney

Ein verzweifelter Mann, der im Wald nach jemandem ruft | Quelle: Midjourney

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Ein Windstoß traf ihn wie eine Ohrfeige. Tief seufzend leckte er sich über die trockene Spalte seiner Lippen, taumelte in die Kabine und schlug die Tür hinter sich zu.

Er sackte dagegen und schnappte nach Luft, während sein Herz in seiner Brust rasselte wie ein gefangenes, wildes Tier. Er schaute sich um. Der Ort war nicht verlassen.

Die flackernde Flamme einer Öllampe warf tanzende Schatten in den Raum. In der Ecke stand ein Holztisch, auf dem die Überreste einer Mahlzeit lagen - ein halb aufgegessener Teller, eine Tasse mit eingetrocknetem Kaffee und ein Messer, das achtlos daneben lag.

An der gegenüberliegenden Wand stand ein ungemachtes Bett, eingehüllt in eine dicke, abgenutzte Fuchspelzdecke, deren verfilzte Fasern von brutalen Wintern und langen, unruhigen Nächten erzählten.

Ein Paar handgefertigte Winterpantoffeln standen ordentlich neben der Tür, abgenutzt, aber sorgfältig gepflegt. Jemand hat hier gelebt. Vor kurzem. Intim.

Dann... BANG.

Eine bewohnte Hütte | Quelle: Midjourney

Eine bewohnte Hütte | Quelle: Midjourney

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Die Haustür knallte zu, als Jordan sich hinter einem Schrank versteckte. Es folgten Schritte, und etwas anderes... etwas Schweres und Nasses schleifte über den Holzboden.

Er hatte Gesellschaft, aber nicht von der freundlichen Sorte.

Jordans Blut wurde zu Eis, gefror in seinen Adern und ließ ihn nicht mehr los. Seine Finger tasteten nach dem nächstgelegenen Gegenstand - einer rostigen Metallstange, deren Gewicht sowohl beruhigend als auch völlig nutzlos war gegen das, was da draußen war. Dann fand seine Hand die Taschenlampe.

Sein Blick huschte zu der hölzernen Luke in der Mitte des Bodens. Ohne nachzudenken, riss er sie auf und schlüpfte in die Dunkelheit hinunter, wobei jede Bewegung ein verzweifelter Tanz zwischen Stille und Überleben war.

Eine hölzerne Luke auf dem Boden in einer Kabine | Quelle: Midjourney

Eine hölzerne Luke auf dem Boden in einer Kabine | Quelle: Midjourney

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Sein Atem kam in scharfen, flachen Schlucken. Die Luft war dick, feucht... der Atem der Erde selbst, muffig nach Geheimnissen und Verfall. Der Keller war klein und staubig. Er drückte sich an die kalte Steinwand und zwang sich, still zu sein, wollte, dass sein donnerndes Herz still war, dass er unsichtbar wurde.

Dann, ein Geräusch.

Ein nasses, schmatzendes Geräusch... wie ein leises Wimmern, das aus einer dunklen Ecke dröhnte.

Er leuchtete mit seiner Taschenlampe nach vorne und erstarrte.

EIN BABY.

Es lag in einer dicken Decke eingewickelt in einem Korb und schlief friedlich, ohne den Schrecken zu bemerken, der es umgab. Es war so klein, unschuldig und völlig verletzlich. Um seinen winzigen Hals trug es einen Anhänger, der im schwachen Licht schimmerte und das wenige Licht einfing, das es in dieser unterirdischen Gruft gab.

Jordans Augen weiteten sich vor Entsetzen.

Emmas Anhänger. DER HERZFÖRMIGE ANHÄNGER SEINER FRAU. Den er ihr zu ihrem ersten Hochzeitstag geschenkt hatte. Sie hatte sich geschworen, ihn niemals abzulegen. Der Anhänger mit den eingravierten Initialen: "EJ".

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Ein Baby trägt einen herzförmigen Anhänger | Quelle: Midjourney

Ein Baby trägt einen herzförmigen Anhänger | Quelle: Midjourney

Bevor er es verarbeiten konnte, jagte ein weiteres Geräusch einen Schreckensschock durch ihn, der jeden Nerv und jeden Instinkt elektrisierte. Die Dielen ächzten über ihm.

Schritte. Langsam. Bedächtig. Als würde ihn etwas beobachten. Wartet. Und den Moment auskostet, bevor es zuschlägt.

Es kam direkt auf die Luke zu.

Die Kellertür knarrte auf. Das Geräusch war messerscharf... scharf, bedrohlich und von unausgesprochener Intensität.

Ein verängstigter Mann schaut nach oben | Quelle: Midjourney

Ein verängstigter Mann schaut nach oben | Quelle: Midjourney

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Jordan zögerte nicht. Er wartete nicht. Er stürzte sich darauf.

Die Metallstange schwang nach vorne und prallte gegen etwas Festes. Ein Grunzen. Ein Straucheln. Fleisch trifft auf Metall. Das Geräusch des Aufpralls hallte in dem engen, feuchten Raum wider. Dann schien eine tiefe, langsame und kalte Stimme aus den Schatten zu kommen, glatt wie Öl und kalt wie der erste Atemzug des Winters.

"Sieht so aus, als hätte ich einen Besucher."

Jordans Griff wurde fester, seine Knöchel wurden weiß und seine Muskeln spannten sich wie Stahlfedern. "Wer zum Teufel bist du?!" Die Stimme bellte.

Jordans Herz zitterte. Aber seine Hände taten es nicht. Sie waren ruhig. Die Waffe war erhoben und bereit.

Der Mann kam näher und sein Gesicht erschien im schwachen Licht wie ein Alptraum, der langsam Gestalt annimmt. Er war groß, drahtig, gebaut wie eine Mischung aus Raubtier und Geist. Sein Bart war struppig und ungepflegt und erzählte Geschichten von Einsamkeit und wilden Orten, an denen die Regeln der Zivilisation nicht galten.

Porträt eines unheimlichen Mannes, der jemanden anstarrt | Quelle: Midjourney

Porträt eines unheimlichen Mannes, der jemanden anstarrt | Quelle: Midjourney

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Aber seine Augen waren scharf. Zu scharf. Intelligent. Berechnend. Sie schauten nicht nur - sie sezierten.

Er lächelte. Ein Lächeln, das nie diese grotesken, sezierenden Augen erreichte.

"Mein Name ist Walter. Und du bist in MEINEM ZUHAUSE." Jedes Wort war eine territoriale Erklärung. Eine Warnung.

Jordan hob den Stab, eine Barriere zwischen ihnen. Zwischen der Wahrheit und der Dunkelheit, die Walter repräsentierte. "Warum hat das Baby den Anhänger meiner Frau?"

Einen Moment lang herrschte Schweigen zwischen ihnen.

Walter legte den Kopf schief, eine räuberische Geste der Berechnung. Dann seufzte er, als ob Jordans Frage eine kleine Unannehmlichkeit wäre. "Nun ja, also. Das ist eine lange Geschichte."

"Rede."

Ein Mann schreit jemanden an | Quelle: Midjourney

Ein Mann schreit jemanden an | Quelle: Midjourney

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Walter lehnte sich lässig gegen die Kellerwand, als würden sie über das Wetter reden. Aber es lag etwas Beunruhigendes in der Art, wie er sprach.

"Ich habe vor zehn Monaten eine Frau gefunden. Sie war schwanger. Kalt wie Eis." Er atmete langsam aus, fast wehmütig. "Ich war lange Zeit allein gewesen... 20 schmerzhafte Jahre. Dieser Wald wurde mein Zuhause. Meine Welt in einer Welt, die immer nur unfreundlich zu mir gewesen war. Dann war sie plötzlich da... wie ein Geschenk, das im Schnee vergraben war. Eine zweite Chance." Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das kaum als solches durchging.

"Sie war am Leben. Sie hatte keine Erinnerung daran, wer sie war oder woher sie kam. Ich nahm sie bei mir auf. Ich sagte ihr, sie sei meine.... und sie glaubte mir. Sie lebte monatelang bei mir und dachte, ich sei ihr... Ehemann."

Er legte den Kopf schief und seine Augen funkelten. "Du würdest dich wundern, wie leicht es ist, das Schicksal eines Menschen umzuschreiben, wenn er nichts mehr hat, woran er sich festhalten kann."

Ein unheimlicher Mann, der lacht | Quelle: Midjourney

Ein unheimlicher Mann, der lacht | Quelle: Midjourney

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Jordans Magen verdrehte sich. "Du hast sie angelogen."

Walter zuckte mit den Schultern, ärgerlich gleichgültig. "Sie hat mir geglaubt. Am Anfang." Sein Blick verfinsterte sich, etwas Wildes und Gefährliches flackerte unter der Oberfläche. "Bis sie es nicht mehr tat. Bis sie geflohen ist. Aber sie hat mir Gesellschaft geleistet." Sein Blick landete auf dem Baby.

Jordans Kiefer krampfte sich zusammen, die Muskeln spannten sich unter der vor Wut angespannten Haut. "Wo ist sie?"

In dem Moment, als Walter lachte, zerbrach etwas in Jordan. Monate der Trauer und der Suche und dieser Moment der entsetzlichen Enthüllung brachen in pure, kalkulierte Gewalt aus.

Als Walter sich bewegte, sah Jordan seine Chance gekommen. Der Mann war zwar drahtig und scharfäugig, aber er war älter und überrumpelt. Jordan stürzte sich mit seinem ganzen Körpergewicht auf Walter und schleuderte ihn gegen die Kabinenwand. Sein Unterarm drückte gegen Walters Kehle, schnitt ihm die Luft ab und hielt ihn mit einer Kraft fest, die aus Verzweiflung und Wut geboren war.

"Wo ist sie? Wo ist meine Frau? Was hast du mit ihr gemacht?" knurrte Jordan und drückte noch fester zu.

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Ein wütender Mann, der jemanden ankohlt | Quelle: Midjourney

Ein wütender Mann, der jemanden ankohlt | Quelle: Midjourney

Walter keuchte und versuchte, sich zu drehen, aber Jordan hatte ihn fest im Griff. Der ältere Mann keuchte und war kurzzeitig fassungslos.

"Sie ist vor zwei Tagen abgehauen", sagte er und seine schmutzigen Nägel gruben sich in Jordans Handflächen.

Ein präziser, brutaler Schlag seitlich an Walters Kopf schien zu genügen. Er brach zusammen und sackte gegen die Wand, benommen, aber atmend. Jordan verschwendete keine Sekunde. Seine Hände bewegten sich schnell und fanden eine Seilrolle in der Nähe der Werkbank.

Er fesselte Walter an einen Stuhl... so fest, wie man einen tollwütigen Hund fesseln würde.

Walter kicherte leise und unbeeindruckt, während ihm die Röte aus den Mundwinkeln tropfte. "Viel Glück bei der Suche nach ihr... aber du wirst nicht weit kommen", murmelte er und seine Augen funkelten. "Die Wölfe da draußen sind hungrig und erbarmungslos."

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Ein Rudel Wölfe in den Wäldern | Quelle: Midjourney

Ein Rudel Wölfe in den Wäldern | Quelle: Midjourney

Jordan durchsuchte die Hütte. Er fand ein Gewehr, einen Kompass und eine Karte. Er schnappte sich alles, dann hob er das Baby in seine Arme. Sein Baby. Seine und Emmas wunderbare Schöpfung.

Der Wald flüsterte mit räuberischer Absicht. Etwas jagte sie... etwas, das mehr als nur Fleisch verschlingen wollte.

Jordan eröffnete das Feuer in der Dunkelheit, die Schüsse durchbrachen die unheimliche Stille des Waldes, ein verzweifelter Versuch, das, was in den Schatten lauerte, in Schach zu halten.

Die verängstigten Schreie des Babys durchdrangen die Nacht. Jordan hielt den Säugling fest im Arm und flüsterte ihm beruhigend zu. "Psst, es ist alles gut. Uns geht es gut. Daddy hat dich. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas zustößt, mein Schatz."

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Ein verängstigter Mann trägt sein Baby nachts durch den Wald | Quelle: Midjourney

Ein verängstigter Mann trägt sein Baby nachts durch den Wald | Quelle: Midjourney

Seine Beine brannten. Seine Wunde pochte. Aber das Überleben war die einzige Sprache, die jetzt zählte. Jordan sah sich nicht um. Er rannte so schnell, wie ihn seine Beine tragen konnten.

Fünf Stunden.

So lange dauerte es durch die eisige Nacht, seine Beine hielten ihn kaum aufrecht. Jeder Schritt war ein Kampf gegen die Erschöpfung, gegen den dunklen Wald, der entschlossen schien, ihn und seine Tochter zu holen.

Dann tauchte zwischen den verworrenen Ästen ein Wunder auf.

Jordan holte scharf Luft und traute seinen Augen kaum. Aber da war sie - die Straße - ein verlassener Streifen, der sich durch die endlose Dunkelheit zog, und direkt dahinter eine flackernde Straßenlampe. Schwach, kaum mehr als eine sterbende Glut in der Nacht, aber es war genug.

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Eine verlassene Straße am Waldrand | Quelle: Midjourney

Eine verlassene Straße am Waldrand | Quelle: Midjourney

Seine Beine gaben fast den Geist auf. Ein zittriges, erleichtertes Lachen bahnte sich seinen Weg aus seiner Kehle, aber er schluckte es herunter. Noch nicht. Nicht bevor sie in Sicherheit waren.

Er drückte seine Tochter enger an sich und drückte ihr einen zitternden Kuss auf die Stirn. "Fast geschafft, Baby. Nur noch ein bisschen."

Und mit dem letzten Rest an Kraft, den er noch hatte, stolperte er auf die Straße, wobei seine Knie unter ihm nachgaben. Neonlichter und Sirenen tauchten in der Ferne auf und durchschnitten die endlose Dunkelheit.

Er versuchte zu sprechen, zu rufen, aber seine Stimme schaffte es kaum über seine trockenen Lippen. "Hilfe..."

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Seine Sicht verschwamm. Sein Körper gab nach. Doch selbst als die Dunkelheit ihn unter sich zog, hielt er sein Baby in den Armen - das Einzige, das er nicht loslassen wollte.

Ein Mann steht auf der Straße in der Nähe des Waldes, während er sein Baby trägt | Quelle: Midjourney

Ein Mann steht auf der Straße in der Nähe des Waldes, während er sein Baby trägt | Quelle: Midjourney

Als Jordan aufwachte, blendeten ihn die Neonlichter. Der sterile Geruch des Krankenhauses und das Piepen der Maschinen versprachen Sicherheit.

"Ruft die Polizei! Meine Frau... meine Tochter...", schoss er erschrocken hoch.

Eine warme Hand drückte sich gegen seine. "Wir sind hier."

Er drehte den Kopf und warme Tränen liefen ihm übers Gesicht.

Emma stand neben ihm, ihre Tochter in den Armen. Tränen liefen über ihr Gesicht wie Flüsse aus Schmerz, Erleichterung und einer Reise durch die Dunkelheit, die niemand jemals durchlaufen sollte. Ihre Augen hatten eine Tiefe, die er noch nie gesehen hatte.

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"Die Polizei hat ihn gefunden", flüsterte sie. "Es ist vorbei, Jordan. Wir sind in Sicherheit."

Eine emotionale Frau auf einer Krankenhausstation | Quelle: Midjourney

Eine emotionale Frau auf einer Krankenhausstation | Quelle: Midjourney

Jordan atmete aus. Seine Augen brannten, aber er kämpfte nicht dagegen an. Zum ersten Mal seit zehn Monaten ließ er die Erleichterung über sich ergehen. Die Tränen flossen in Strömen, als Emma sein Hemd umklammerte und zittrig atmete. "Ich habe mich nicht an dich erinnert, Jordan. Ich konnte mich an nichts mehr erinnern, nachdem ich die Katastrophe überlebt hatte."

Sie schluckte schwer, ihre Finger strichen über den Anhänger an ihrem Hals. "Er fand mich und pflegte mich gesund. Er sagte mir, er sei mein Mann. Und ich... ich habe ihm geglaubt. Ich sah dein Gesicht in meinen Träumen... jede Nacht. Aber jedes Mal, wenn ich ihn fragte, sagte er, es sei nichts. Nur ein Traum."

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Sie stieß ein hohles Lachen aus. "Ich war dumm. Aber dann... vor zwei Tagen kam alles wieder zurück. Ich war im Wald, um Feuerholz zu holen. Etwas verfolgte mich... ein Wolf vielleicht. Ich rannte, stolperte und schlug mir den Kopf an einem Baumstamm an. Als ich aufwachte, erinnerte ich mich an ... alles."

Ein wilder Wolf, der jemanden in den Wäldern jagt | Quelle: Midjourney

Ein wilder Wolf, der jemanden in den Wäldern jagt | Quelle: Midjourney

Tränen stiegen ihr in die Augen. "Ich habe nach dir gefragt. Nach unserem Baby. Ich hielt mir den Bauch und -" Ihre Stimme brach. "Sie war weg, Jordan. Unser Baby war weg. Ich war am Boden zerstört... bis er mir sagte, dass ich ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht hatte."

"Er wusste es. Er hat es in meinem Gesicht gesehen. Also nahm er sie mit und sperrte sie in den Keller. Er sagte, wenn ich versuchen würde zu gehen, würde ich sie nie wieder sehen."

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"Ich wollte bleiben, Jordan. Ich dachte, wenn ich nur mitspiele, kann ich sie vielleicht beschützen. Aber ich wusste, dass ich sie auf diese Weise niemals retten würde. Er würde ihr nicht wehtun, nicht wirklich. Sie war nur ein Pfand, um mich dort zu halten."

Ihr Griff wurde fester. "Also rannte ich los, um Hilfe zu finden."

Eine verängstigte Frau, die durch den Wald rennt | Quelle: Midjourney

Eine verängstigte Frau, die durch den Wald rennt | Quelle: Midjourney

Emma lächelte und küsste ihre Tochter auf die Stirn. "Der Wald hat mich geholt, Jordan." Ihre Stimme zerbrach wie ein zartes Glas, das zu zerspringen droht. "Aber du hast mich zurückgebracht."

Er schluckte schwer und griff nach ihrer Hand. Die Hand, nach der er gesucht und von der er geträumt hatte und die er nicht loslassen wollte. "Das würde ich immer tun, Emma. Ich würde jeden Preis zahlen, um dich zurückzubekommen... selbst wenn es um mein Leben ginge."

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Jordan zog sie an sich, sein Griff war fest. Sie war hier. Sie war real. Ihr Baby gab ein leises Kichern von sich, ein Geräusch, das sich anfühlte, als würde ein Licht durch eine lange, endlose Nacht brechen.

Hinter dem Glas tauchte in der Ferne der Wald auf, der im Wind flüsterte und dessen Äste sich wie Finger bewegten, die eine unsichtbare Geschichte webten. Er hatte genommen. Er hatte zurückgegeben. Und er war noch nicht fertig mit dem Beobachten.

Blick aus dem Fenster auf einen unheimlichen Wald, der sich in der Ferne abzeichnet | Quelle: Midjourney

Blick aus dem Fenster auf einen unheimlichen Wald, der sich in der Ferne abzeichnet | Quelle: Midjourney

Hier ist eine andere Geschichte: Daniel hoffte, dass ein Wochenende in den Wäldern die wachsende Kluft zwischen ihm und seinem Sohn Caleb heilen würde. Doch nach einem heftigen Streit stürmte Caleb davon und kam nicht mehr zurück. Als die Nacht hereinbrach, suchte Daniel den dunklen Wald ab und folgte den Fußspuren seines Sohnes ... bis sie plötzlich spurlos verschwanden.

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Dieses Werk wurde von realen Ereignissen und Menschen inspiriert, aber aus kreativen Gründen fiktionalisiert. Namen, Charaktere und Details wurden geändert, um die Privatsphäre zu schützen und die Erzählung zu verbessern. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen oder tatsächlichen Ereignissen ist rein zufällig und vom Autor nicht beabsichtigt.

Der Autor und der Verlag erheben keinen Anspruch auf die Richtigkeit der Ereignisse oder die Darstellung der Charaktere und haften nicht für Fehlinterpretationen. Diese Geschichte wird so zur Verfügung gestellt, wie sie ist, und alle Meinungen, die geäußert werden, sind die der Charaktere und spiegeln nicht die Ansichten des Autors oder des Verlags wider.

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