Alter Mann kauft 5€ Flagge bei Garagenverkauf, bemerkt Worte auf den Streifen und sucht Besitzer – Story des Tages
Ein Veteran, der bei einem Garagenverkauf eine alte Flagge kaufte, fühlte, dass es notwendig sei durchs halbe Land zu reisen, um sie der rechtmäßigen Besitzerin zurückzugeben.
Jörg Sanders sah sich meistens als glücklichen Mann, außer, wenn er seine Frau Wilma zu Antiquitätenhändlern, Flohmärkten oder Garagenverkäufen begleiten musste.
Die Wahrheit war, dass Wilma süchtig war und Jörg am glücklichsten war, wenn er in seiner Mänenrhöhle tat, was man in Männerhöhlen so tut – schlecht herumschreinern und über die alten Zeiten nachdenken. Doch eines Tages sah Jörg etwas Außergewöhnliches bei einem Garagenverkauf und änderte seine Meinung.
Jörg hatte seine Karriere mit dem Dienst am Land verbracht. | Quelle: Pixabay
Jörg und Wilma hatten den Großteil ihrer gemeinsamen 35 Jahre damit verbracht, zu jeder Militärbasis zu ziehen, zu der er versetzt wurde. Wilmas Faszination bezüglich der Erinnerungen fremder Menschen an ein gewöhnliches Leben ergab daher irgendwie sogar Sinn.
Wilma hatte auf der ganzen Welt als Frau eines Marineoffiziers gelebt, also war ihr Leben alles andere als gewöhnlich gewesen. Auch nicht aufregend, einfach sehr stressig. Wilma war mit den Kindern daheim geblieben und ihr Herz hatte jedes Mal einen Schlag ausgesetzt, wenn es an die Tür klopfte.
Als Militärehefrau wusste Wilma, dass es jemand sein konnte, der in respektvollem Ton schreckliche Neuigkeiten brachte und ihr für das Opfer für ihr Land dankte... Nun, da Jörg in Rente war, gestand Wilma ihm endlich, wie sehr sie die Marine hasste.
"Jörg, du hast keine Ahnung, wie sehr ich diese Flagge hasse, wie viel Angst ich hatte, wenn du zum Einsatz musstest und ich einen Brief von dir bekam, von dem die Hälfte geschwärzt war."
Nun, da er pensioniert war, begleitete er seine Frau zu ihren Hobbies. | Quelle: Unsplash
"Das hast du mir nie gesagt..", sagte Jörg empört, "du hast mich immer unterstützt!"
"Tja, Jörg. Armeefrauen und-mütter – wir alle hassen den Krieg, die Armee, die Marine, die Luftwaffe, aber es gehört dazu, euch zu lieben, also halten wir es aus."
Und so, obwohl Jörg Garagenverkäufe, Flohmärkte und Antiquitätenmessen hasste, begleitete er sie, sagte ahh und ohh, weil man das so macht, wenn man jemanden liebt. Man nimmt ihre Leidenschaften an, so wie Wilma die Marine angenommen hatte.
An jenem Tag hatte ihr Nachbar von Gegenüber, Jim Kanaro, der gerade eingezogen war, beschlossen, den Dachboden und die Garage zu entrümpeln, die die alten Nachbarn gefüllt hinterlassen hatten.
Oh, es war ein großartiger Tag für Wilma! Es gab Tische voller glitzerndem Zeug, die Schätze versprachen und Jörg sah, wie ihre Augen funkelten.
Nichts liebte Wilma mehr als Garagenverkäufe. | Quelle: Unsplash
"Schau nur, Jörg!", seufzte sie. "Da sind echte Kristallgläser aus den 20ern!"
Jörg riss die Augen auf und nickte; er ignorierte den "Made in China" Sticker auf dem Kelch. Während Wilma mit Jim handelte, entfernte Jörg heimlich den Sticker. Das würde Wilma glücklich machen.
Da fiel sein Blick auf ein Stück Stoff. Etwas daran, an der Farbe und der Art des Stoffs, rührte an seinen Erinnerungen.
Was immer es war, es steckte unter einem alten Koffer und als Jörg es hervorzog, erkannte er, dass es eine Flagge war. Andächtig streichelte Jörg darüber und bemerkte etwas Auffälliges. Es schien darauf geschrieben worden zu sein, in verschiedenen Handschriften.
Jörg begriff, was er hielt. Es war eine Flagge, die bei einem Militärbegräbnis den Sarg bedeckt hatte. Nach der Zeremonie wird die Flagge gefaltet und am Grab der Familie der oder des Gefallenen übergeben. Die Flagge sollte an die Toten erinnern, an ihren Mut und ihren Dienst.
Unter einem alten Koffer fand Jörg eine Flagge. | Quelle: Pixabay
Es war ungeheuerlich, dass ein solcher Schatz unter einem gammeligen Koffer lag. "Jim!", rief Jörg. "Wieviel für die Flagge?"
"Fünf Euro", rief Jim und wandte sich wieder der Frau zu, die den Preis für eine große Wachsfrucht runterzuhandeln versuchte. Jörg ging zu Jim, steckte ihm einen Schein in die Brusttasche und faltete die Flagge vorsichtig. Er suchte Wilma.
"Was ist passiert, Jörg?", fragte sie.
"Ich.. Ich habe etwas gekauft, Wilmchen", gestand Jörg, "wenn du hier fertig bist, lass uns gehen."
Die Flagge war von den Kameraden des Gefallenen signiert worden. | Quelle: Pexels
Daheim breitete Jörg andächtig die Flagge aus, die einmal den Sarg einer*s Held*in bedeckt hatte. Er und Wilma versuchten, die Botschaften zu entziffern, die die Kamerad*innen hinterlassen hatten.
"Du hast in Mosul eine Kugel für mich eingesteckt, Hanno. Du bist der Beste."
"Als die Welt zerbrach, hast du uns zusammen gehalten. Ich werde dich nie vergessen, Hanno Bartlett."
Nachricht über Nachricht zeugte von der Ehrerbietung und Dankbarkeit für Hanno Bartlett, der offenbar 2006 im Irak sein Leben verloren hatte, als er das Leben eines Kameraden rettet.
Mit Tränen in den Augen sagte Jörg zu Wilma: "Das hier ist wertvoll. Sie sollte bei der Bartlett Familie sein und in Ehren gehalten werden."
Die Flagge hatte einst den Sarg eines Soldaten bedeckt. | Quelle: Pexels
Wilma nickte. "Ich hatte immer Angst, so eine zu erhalten. In ein kleines Dreieck gefaltet, aber die Flagge nicht zu haben, wäre noch schlimmer gewesen. Hör mal.."
"Ja?", fragte Jörg, weil er ein ihm gut bekanntes Funkeln in Wilmas Augen sah.
"Hast du nicht noch Freunde in der Marine?"
"Klar, warum?"
Eine alte Flagge bei einem Garagenverkauf stellte sich als wertvolles Andenken an einen gefallenen Helden heraus.
"Nun, wir haben den Namen des Mannes und das Todesjahr, vielleicht können wir die Familie finden und ihnen die Flagge übergeben!"
Die Flagge sollte bei der Familie des Toten sein, nicht bei einem Garagenverkauf. | Quelle: Pixabay
Jörg schlang Wilma in seine Arme. Er küsste sie leidenschaftlich. "Ich liebe dich so sehr, Wilmchen!"
Es brauchte einige Anrufe und Emails, doch schließlich fand Jörg die Eltern von Hanno Bartlett, die an der Grenze zu Dänemark lebten.
"Hey, Wilma", rief Jörg seiner Frau zu, "warst du schon einmal nördlich von Kiel?"
"Kiel?", Wilma zog die Brauen hoch. "Nein. Du?"
"Nee", sagte Jörg, "aber ich denke, ich sollte mal hin. Ich weiß, es ist weit, aber der Junge ist für sein Land noch viel weiter gereist. Also dachte ich..."
"Ein Roadtrip!", rief Wilma. "Genau wie zu unserer Hochzeitsreise!"
"Ja", sagte Jörg, "irgendwie fühlt es sich respektlos an, die Flagge per Post zu verschicken."
"Find ich gut. Aber schreib den Bartletts besser und frag, ob wir kommen dürfen."
Jörg kontaktierte einige alte Freunde vom Militär. | Quelle: Unsplash
Also schrieb Jörg einen Brief, erklärte alles und fragte, ob sie zur Übergabe anreisen durften. Sie erhielten einen Antwortbrief eines Herrn Udo Bartlett, der sagte, sie seien sehr willkommen. Also packten Jörg und Wilma wenige Tage darauf ihre Sachen und fuhren los.
Sie beschlossen, es langsam angehen zu lassen und hielten unterwegs, sodass sie 3 Tage später im Norden eintrafen. Sie fuhren in die Kleinstadt und fragten nach dem Weg zu der Adresse, die sie erhalten hatten.
Sie fuhren an den Stadtrand und fanden das Haus. Jörg hielt, atmete tief durch und sagte: "Gut, da sid wir! Ich hoffe, man heißt uns willkommen."
Wilma und Jörg ging zur Tür und klingelte. Jörg trug vorsichtig die gefaltete Flagge über dem Arm. Ein großer, traurig aussehender Mann öffnete die Tür.
"Ich bin Jörg Sanders", sagte Jörg, "ich hatte Ihnen geschrieben?"
"Oh ja!", rief der Mann. "Sie haben Hannos Flagge!" Der Mann wandte sich um und rief: "Martha! Es sind die Leute aus Baden-Württemberg!"
Eine zierliche Frau rannte mit Tränen in den Augen auf Jörg zu. Sanft legte Jörg die Flagge in ihre ausgebreiteten Hände.
Martha weinte bitterlich. "Oh mein Junge, mein Junge!" Ihr Mann legte ihr tröstend die Arme um die Schultern. Sie sah Jörg an. "Sie wissen nicht, was uns das bedeutet!"
Jörg und Wilma beschlossen, Hannos Familie die Flagge zu bringen. | Quelle: Pexels
"Doch. Deshalb bin ich hier", sagte Jörg leise.
"Sie hatten Hannos Frau die Flagge gegeben", erklärte Martha, "und sie hob sie auf. Sie sollte für unseren Enkel Robbie sein, aber vor drei Jahren setzte sie Robbie bei uns ab und verschwand einfach."
Udo seufzte. "Robbie war erst zwei, als Hanno starb, also hat er von seinem Papa nichts außer unseren Erinnerungen."
Martha presste sich die Flagge an ihre eingefallene Wange. "Nun hat er noch etwas anderes, etwas Echtes, das beweist, dass sein Papa ein Held war."
"Frau Bartlett", sagte Jörg einfühlsam, "ich habe nicht nur Sie und Ihren Mann gefunden, sondern auch die meisten der Kameraden, die die Flagge signiert haben. Ich denke, wenn Sie sich bei Ihnen melden, würden sie gerne zu Robbie kommen und mit ihm über seinen Papa sprechen."
An jenem Abend aßen Wilma und Jörg zusammen mit den Bartletts und sie trafen Hannos Sohn Robbie, der mittlerweile siebzehn war. Robbie war erstaunt über die Reise, die die Flagge seines Vaters hinter sich hatte.
Jörg wusste, dass es die Mühe wert gewesen war, als Martha sich über den Tisch lehnte, nach seiner Hand griff und murmelte: "Danke, dass du meinen Jungen zurückgebracht hast."
Martha fühlte sich von Jörgs und Wilmas Güte getröstet. | Quelle: Unsplash
Was können wir von dieser Geschichte lernen?
- Des einen Trödel ist des anderen Schatz. Eine alte Flagge bei einem Garagenverkauf stellte sich als wertvolles Andenken an einen gefallenen Helden heraus und spendete der trauernden Familie Trost.
- Die Erinnerungen, die unsere Lieben an uns haben, sind unsere Monumente. Vor langer Zeit ließen ägyptische Pharaonen Pyramiden errichten, aber wir haben ewige mentale Monumente an unsere Liebsten, indem wir sie lieben und ihr Andenken ehren.
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Dieser Bericht wurde von einer Geschichte unserer Leser inspiriert und von einem professionellen Autor geschrieben. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Namen und Orten ist reiner Zufall. Alle Bilder dienen ausschließlich dem Zwecke der Illustration. Erzähl uns deine Geschichte; vielleicht wird sie das Leben eines anderen Menschen verändern. Wenn du deine Geschichte mit uns teilen möchtest, schicke sie bitte an info@amomama.com.